Weg vom „Ich-Muss Modus“

Zuerst erschienen in der Ausgabe April: Netzwerk Südbaden unter dem Titel VdU: Coachin Susanne Friede und die Stressbewältigung | netzwerk südbaden (netzwerk-suedbaden.de).

STRESS IN DEN GRIFF ZU KRIEGEN, DAS IST SCHON LEBENSQUALITÄT“: SUSANNE FRIEDE WILL MENSCHEN HELFEN, DAS ZU ERREICHEN. (FOTO: A. DIETRICH)

Nochmal was Neues: Susanne Friede aus Bad Krozingen hat sich als Beraterin und Coachin selbständig gemacht und hilft Menschen dabei, zu mehr Achtsamkeit zu finden.
VON DANIEL RUDA

Nennen Sie bitte mal spontan drei Dinge, die sie richtig genießen können: Diese „Aufgabe“ stellt Susanne Friede gerne ihrem Gegenüber in einem Beratungsgespräch. „Die Antwort geht oft nicht über eine Sache hinaus“, und selbst dafür braucht es angestrengtes Nachdenken, erzählt sie. Susanne Friede ist Beraterin und Coachin für Stressbewältigung, Burn-Out-Prävention und Achtsamkeitstraining. Auch Persönlichkeitsentwicklung und Führungskräfte-Coaching finden sich in ihrem Portfolio.

„Stress in den Griff zu kriegen, das ist schon Lebensqualität“, sagt die 58-Jährige. Die Menschen, die zu ihr kommen, haben vor allem „Stress bei der Arbeit“, aber eben in der Form, dass er zur wirklichen mentalen Belastung auch für den Alltag abseits des Berufs werden kann. Zu Genuss, Spaß oder einfach mal unbeschwerten Gedanken gibt es dann nur noch wenig Zugang. Susanne Friede will Menschen dabei helfen, aus solchen zermürbenden Zuständen heraus und dabei im besten Fall ein Stück mehr zu sich selbst zu finden. „Zur eigenen Kraft, die steckt in jedem.“

„Stress in den Griff zu kriegen, das ist schon Lebensqualität“
SUSANNE FRIEDE

Seit etwas mehr als zwei Jahren ist die Bad Krozingerin dafür als selbständige Beraterin präventiv tätig. In Einzelcoachings, Gruppenseminaren („wegen Corona geht das gerade nur online“) mit Vorträgen, oder als Dozentin für die IHK in Schopfheim baut sie sich gerade etwas auf im inzwischen nicht gerade kleinen Coaching-Markt in der Region. Davor arbeitete die studierte Betriebswirtin mehr als 30 Jahre für ein großes Handelsunternehmen und war dort in verschiedenen Bereichen als Führungskraft tätig.

„Eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte“, sagt sie und erzählt, wie sie vor ein paar Jahren selbst eine schwierige Phase hatte und zur Erkenntnis kam, dass es nochmal Zeit für eine richtige Veränderung sei. Die Themen rund um die mentale Zufriedenheit bei der Arbeit waren ihr in all den Jahren ohne- hin immer ein Anliegen, aufbauend auf ihrer Erfahrung mit Führungspositionen entschied sich Susanne Friede dafür, sie zu ihrer neuen Aufgabe zu machen.

Sie absolvierte unterschiedliche Coaching-Ausbildungen, auch eine zur Entspannungstrainerin war dabei, sie schrieb ein kleines Buch („Inspiration an das Leben“) und startete schließlich als „One Woman Show“ mit eigenem Seminarraum und Büro von Bad Krozingen aus in die Selbständigkeit.

Erfolgsliste statt To-Do-Liste

Achtsamkeit auf der einen und Burnout-Prävention auf der anderen Seite, es sind diese zwei Begriffe, die inzwischen fast zu “Buzzwords” geworden sind, um die sich Susanne Friedes Arbeit seither dreht. Während man sich einen Burnout und dessen Folgen noch relativ klar vorstellen kann, sofern man selbst noch keinen erlebt hat, ist die Achtsamkeit weniger greifbar. Was bedeutet das eigentlich wirklich, achtsam sein? Neben dem Naheliegenden wie etwa dem Rückzug zu sich selbst, indem man sich bewusste Pausen im Alltag gönnt, „hat es auch viel mit Akzeptanz zu tun“, sagt Susanne Friede. Akzeptanz und Bewusstsein gegenüber dem Stress, der um einen herum herrscht, oder auch gegenüber etwas gerade Geschehenem. Es ist nur eines von vielen Puzzleteilen.

Manchmal helfe es auch schon, neben oder statt einer To- Do-Liste auch eine Erfolgsliste anzulegen, um aus dem puren „Ich-muss”-Modus herauszukommen, wie Friede es nennt. Sie gibt Menschen in ihren Coachings, die immer vom Gespräch leben, auch diverse Übungen und andere praktische Dinge an die Hand, quasi als „Werkzeugkiste“ gegen Stress. „Entspannung und Entschleunigung geht im und durch das fordernde Arbeits- und auch Privatleben immer mehr verloren, dabei ist es doch gut für sich selbst zu sorgen, man darf das nicht vergessen“, betont die Naturliebhaberin.

Wertvoller Austausch im Frauenverband VdU

Dass sie parallel zu ihrer Selbständigkeit auch in den VdU (Verband deutscher Unternehmerinnen) eingetreten ist, weil sie auf der Suche nach einem Netzwerk war, lag fast auf der Hand. „Es passt sehr gut, weil ich mich in meinen Beratungen auch mit dem Thema Frau und Führung beschäftige und hoffe, dass sich Frauen zukünftig mehr zutrauen“. Im Kreis der Unternehmerinnen fühlt sie sich wohl, der Austausch untereinander sei wertvoll.

Das gelte auch für die Gespräche mit ihren sogenannten Coachees, also den Empfängern der Coachings. „Wenn ich Menschen über einen bestimmten Zeitraum begleiten und sehen darf, dass sich bei ihnen etwas zum Positiven entwickelt, dann ist das auch für mich bereichernd.“